Detox! Die Vorbereitung und Begleitung für das Woll-Crowdfunding und die zeitgleich ablaufende und bisher größte Wurst-Vermarktungsrunde, hat mich ziemlich beansprucht und ich bin kaum wirklich dazu gekommen, mich mal voll den Schafen zu widmen. Nachdem der Max in den Urlaub gefahren ist, habe ich beschlossen mir wieder Zeit für das zu nehmen, was mir am meisten Freude macht. Die Herde. Die Projekte der letzten Jahre, Social-Media, Politik, Vermarktung und der ganze Kram dienen ja vor allem einem Zweck: Ich möchte Zeit mit der Herde verbringen, ohne mir Sorgen um unsere Zukunft machen zu müssen. In den letzen Monaten hat sich furchtbar viel bewegt und wir haben deutlich mehr erreicht, als ich mir das erträumt hatte. Mir ist halt aber auch die Zeit verloren gegangen, in der ich mich nur auf die Herde konzentrieren konnte. Mein selbstverordnetes Detoxprogramm jetzt hat unsagbar gut getan.
Ich freue mich auf die Dinge, die da vor uns liegen. Die Abwicklung des Woll-Crowdfundings ist in der Mache und wir haben einen straffen Zeitplan. Die Herde muss für die Winterreise fertig gemacht werden, wir haben noch Schlachttermine, jede Menge liegen gebliebenes, die neue Webseite muss an den Start, die Schäferei wird wohl eine neue Betriebsform bekommen und wahrscheinlich haben wir bald auch einen neuen Mitarbeiter in der Vermarktung. Zu guter letzt, habe ich ja in den vergangenen Monaten nur sehr wenig über unseren Alltag berichtet. Es wird wirklich mal wieder Zeit, für den reinen #Sheepcontent und da ich noch nie ausführlicher über unsere Winterreise berichtet habe, werde ich mich auch nach ein paar Touchscreen-tauglichen Winterhandschuhen umsehen und euch, „die Followerschaft“ mal wieder anständig Versorgen. Ich freu mich.
Der kommende Besuch bei der Spinnerei Höfer
Morgen (22.09.2020) fahre ich zur Spinnerei Höfer um die gewaschene Wolle und das Kardenband für die Dankeschöns abzuholen. Damit werde ich zum ersten mal (!) nach 12 Jahren Schäferei saubere und sogar gekämmte Wolle von unseren Schafen in den Händen halten. Ich bin furchtbar aufgeregt und freue mich schon total. Matthias, die Höfers und MitarbeiterInnen sind weiterhin dabei, eure Dankeschöns zu produzieren. In dem kurzen Video wird die Wolle für die Steppdecken vorbereitet und man ahnt schon, dass die dann vermutlich auch ziemlich kuschelig werden.
In den Vorgesprächen und nach dem großen Erfolg habe ich mindestens 100x nachgefragt, ob die trotz Corona den Zeitplan einhalten können, Matthias hat stets mit „kein Problem“ geantwortet und man ist jetzt sogar deutlich schneller, als ich erwartet hatt. Das zeigt auch, wie wichtig regionale Wertschöpfungsketten sind. Handelskriege, Pandemien, etc. bringen die ressourcenfressenden globalen Warenströme durcheinander und ich weiß das einige Händler schon ein bisschen ins schwitzen gekommen sind. Als ich die Höfers gefunden und gehört habe, dass die sich (was ziemlich selten ist) auf regionale Wolle spezialisiert haben, war ich sofort Feuer und Flamme. Allein schon, dass es da Leute gibt die noch wissen, wie man Merino-Landschafwolle durch die Maschinen lässt und diese auch entsprechend einstellen können. Bei deutlich größeren Spinnereien läuft das bestenfalls nebenher. Es spricht ja erstmal nichts gegen die großen Spinnereien, aber wenn es nicht auch die kleineren regionalen gäbe, hätte ich vielleicht niemanden gefunden, der mir das umsetzen kann. Schlimmstenfalls hätte ich alles sogar in Indien oder China produzieren lassen müssen, wie das in anderen Bereichen schon längst der Fall ist. Wir als Produzenten, Händler und Konsumenten können und sollten versuchen, regionale Wertschöpfungsketten zu erhalten. Ich habe schon ein paar Gespräche geführt und vielleicht kann das Crowdfunding auch nochmal einen Anstoß geben. Dazu aber mehr in einem anderen Post. Morgen will ich erstmal unsere und eure Wolle begutachten